Forschung
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Neuedition der "Etruskischen Texte" (abgeschlossen)
Als Vorteil hat sich auch die leichte Handhabbarkeit der "Texte" erwiesen: Alle etruskischen Inschriften sind in einem Band versammelt, was die Arbeit "vor Ort" (in Museen etc.) wesentlich erleichtert. Auch dieser äußere Aspekt soll beibehalten werden, denn das Hantieren mit mehreren Text-Faszikeln, in denen systematisch Zusammengehöriges auf verschiedene Stellen verteilt ist, erscheint angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten benutzerfeindlich bzw. nicht mehr zeitgemäß. Ergänzungen und Korrekturen sollen vielmehr in eine "echte" Neubearbeitung integriert werden; Text-Korrekturen gegenüber der Erstauflage (Textverbesserungen, gravierende Verschiebungen in der Datierung) werden eigens gekennzeichnet.
Zudem soll eine Datenbank mit konfortablen Suchfunktionen auf CD-ROM der Neuedition begegeben werden, die es ermöglicht, Inschriften nach unterschiedlichen Parametern zu sortieren und damit eine selbst definierte Auswahl von Inschriftenklassen regional, chronologisch oder nach Inschriftenträger zusammenzustellen und somit spezifische Untersuchungen auch auf archäologischem oder soziologischem Gebiet zu erleichtern.
In den ca. fünfzehn Jahren seit ihrem Erscheinen sind die beiden von H. Rix herausgegebenen Bände der "Etruskischen Texte" (ET, Tübingen 1991) zu einem stets befragten und zitierten Standardwerk der Etruskologie geworden. Eine Neubearbeitung dieser Ausgabe am Institut für Indogermanistik, Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft der MLU Halle, die dankenswertereise von der DFG für eine Zeit von 2 Jahren gefördert wird, verfolgt die Intentionen: 1. inzwischen neugefundene bzw. neupublizierte Inschriften aufzunehmen (seit Redaktionsschluss der ET (1988) ca. 600) und 2. die – etwa durch Wiederauffindung bekannter, bislang aber verschollener Texte – notwendig gewordene Korrekturen einzubringen (bei ca. 15 % der in den ET erfassten 8600 Inschriften), denn das in Italien seit ca. 25 Jahren vermehrte Interesse an der vorrömischen Epoche hat seit 1991 weiterhin zu einer Reihe von Publikationen neugefundener oder bislang nur an entlegener Stelle veröffentlichter oder zwischenzeitlich verschollener Inschriften geführt. Die Verfeinerung der epigraphischen Methodik erlaubt zudem neue Erkenntnisse und Beurteilungsmöglichkeiten für die chronologischen Einordnung und ein daraus resultierende Neudatierung auch bisher bekannter etruskischer Inschriften.
Die Konzeption der "Etruskischen Texte" hat sich bewährt; sie soll deshalb auch in der Neubearbeitung beibehalten werden. Merkmale dieser Konzeption sind:
* der Charakter einer Editio minor, also der Verzicht auf Zeichnungen oder Fotos; auf diese wird in den "Noten" eigens hingewiesen,
* die Beschränkung auf epigraphische Dokumente, denen wenigstens vermutungsweise Textcharakter und mithin ein sprachlich gefasster Inhalt zugesprochen werden kann.
* die regionale und texttypologische Ordnung der Inschriften, also sowohl nach Fundregionen, als auch nach Textinhaltsklassen, wie sie in der Zählung der Texte zum Ausdruck kommt .
* die Akzentuierung der sprachlichen Seite der Inschriften, d.h die Erstellung einer Textfassung durch behutsames Redigieren, die den nach gegenwärtigem Wissensstand bekannten Regeln der etruskischen Grammatik entspricht,
* die Nennung der für die Fassung eines Textes letztlich verantwort-liche "Lesungsautorität", wodurch gerade bei (teilweise) verlorenen Texten die Genese der Textkonstitution nachvollziehbar ist.
Selbstverständlich sind wir in Halle bemüht, durch eigene Recherche den Text so gut wie möglich und inhaltlich vollständig zu gestalten. Gleichwohl möchten wir Sie herzlich bitten, uns im Interesse der Sache behilflich zu sein und uns zu informieren, wenn Sie in den "Etruskischen Texten" Verbesserungen anzubringen haben oder auf Inschriftenfunde bzw. Publikationen gestoßen sind, die nicht von den gängigen Corpora (REE, CIE) erfaßt werden.Wir würden uns daher freuen, wenn Sie uns entsprechende Information per mail zukommen ließen.
gerhard.meiser@indogerm.uni-halle.de
Mitarbeiter
Projektleiter: Prof. Dr. Gerhard Meiser
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Sabine Häusler, M.A., Valentina Belfiore, M.A.
Hilfskraft: Sindy Kluge
Edition des Wörterbuchs des Mittelarmenischen von Josef Karst (abgeschlossen)
Das „Wörterbuch des Mittelarmenischen" (WMA) des deutschen Armenologen Josef Karst (1871-1962) gilt als die umfangreichste lexikalische Dokumentation des Mittelarmenischen. Das Mittelarmenische liegt dem modernen Armenischen unmittelbar zugrunde und bezeichnet die Sprachform des Armenischen zwischen dem 11. und 17. Jahrhundert. Karsts Lexikon ist zudem ein umfangreiches Kompendium der mittelarmenischen Kultur, denn außer den Stichworten und deren Übersetzung ins Deutsche enthält es Anmerkungen zu verschiedensten Sachgebieten, wie beispielsweise Geschichte, Recht und Medizin, sowie eine große Zahl von zumindest bis zur Entstehung des Manuskripts nicht in westliche Sprachen übersetzten Textstellen der mittelarmenischen Literatur. Eine vergleichbare Sammlung des mittelarmenischen Wortschatzes existierte lange weder innerhalb noch außerhalb Armeniens, erst in den Jahren 1987, 1992 erschien ein zweibändiges neuarmenisch-mittelarmenisches Wörterbuch. Das WMA, das bisher nur als Manuskript vorliegt, entstand etwa zwischen 1930 und 1962 und befindet sich seit 1963 im Archiv des Matenadaran. Dem UNESCO-Weltdokumentenerbe zugerechnet, gehört das Matenadaran zu den renommiertesten geisteswissenschaftlichen Forschungsstätten in Armenien und hat als Hüterin des literarischen Erbes Armeniens herausragende Bedeutung für die kulturelle Identität des Landes. Das Manuskript umfasst ca. 8000 einzelne Blätter unterschiedlicher Größe und Qualität. Der konservatorische Zustand der Blätter war inzwischen teilweise so besorgniserregend geworden, dass nur durch eine rasche Edition der Text noch zu retten war. Diese Edition entsteht nun in Kooperation zwischen deutschen und armenischen Wissenschaftlern mit großzügiger finanzieller Unterstützung der VolkswagenStiftung.
Die Ziele des Projektes können wie folgt umrissen werden:
- ein wichtiges Zeugnis der traditionsreichen deutschen Armenologie vor dem Untergang zu retten,
- es den Kulturwissenschaften in Armenien sowie der internationalen Armenologie zur Verfügung zu stellen,
- möglichst weitgehend armenische Nachwuchswissenschaftler in die Arbeit an der Edition einzubinden,
- und so den wissenschaftlichen Austausch, der nach der Wiedererlangung der staatlichen Selbständigkeit Armeniens für beide Länder besonders wichtig erscheint, zu fördern.
Die Edition erfolgt im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Matenadaran-Institut in Jerewan und dem Orientalischen Institut, und hierin dem Seminar für Christlichen Orient und Byzanz bzw. dem Seminar für Indogermanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Projektleiter:
Prof. Dr. Gerhard Meiser (Seminar für Indogermanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft)
PD Dr. Armenuhi Drost-Abgarjan (Seminar für Christlichen Orient und Byzanz)
Bearbeiter:
Armenien: Dr. Geworg Vardanyan, Dr. Nazik Hovhannisyan, Dr. Norik Poghosyan, Dr. Vahagn Abgaryan, Dipl-phil. Nelly Mkrtchyan
Deutschland: Hermine Buchholz-Nazaryan, M. A., Harald Bichlmeier, M. A., Branka Ivušic